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Last-Mile-Logistik: Die Mischung macht’s

Ein Flottenmix aus elektrischen Lastenrädern und Elektro-Vans kann im Vergleich zu einer reinen E-Van-Flotte erhebliche Kosten einsparen und für eine Verbesserung der allgemeinen Lebensqualität in Städten sorgen. Eine Studie von EIT InnoEnergy, einem führenden Innovationstreiber für nachhaltige Energie, der vom Europäischen Innovations- und Technologieinstitut (EIT), einer Einrichtung der Europäischen Union (EU), unterstützt wird, hat den Einsatz gemischter Elektroflotten bezüglich ihrer Auswirkungen auf Kosten und Nachhaltigkeit untersucht. Die zeigt: Ein Flottenmix aus elektrischen Lastenrädern und Elektro-Vans kann im Vergleich zu einer reinen E-Van-Flotte erhebliche Kosten einsparen und für eine Verbesserung der allgemeinen Lebensqualität in Städten sorgen.

Der Studie zufolge könnte ein großes Logistikunternehmen, das pro Jahr weltweit zwei Milliarden Pakete ausliefert, ab dem Jahr 2030 mit einer gemischten Flotte aus 80 % E-Lastenrädern und 20 % E-Vans gegenüber einer reinen E-Van-Flotte rund 554 Mio. Euro Kosten sparen – pro Jahr! Gleichzeitig können mit solchen Mischflotten die CO2-Emissionen auf der letzten Meile um bis zu 80 % reduziert werden.

Vor dem Hintergrund eines anhaltenden Booms im europäischen E-Commerce Sektor mit Wachstumsraten von jährlich 8-14 % müssen Logistikunternehmen gleichzeitig ihre Gewinnmargen verbessern und ihre CO2-Emissionen reduzieren. Regulierungen wie das bevorstehende Stockholmer Innenstadtverbot für Fahrzeuge mit Verbrennungsmotor erzeugen dabei zusätzlich Druck. Die Studie hilft so eine bestehende Wissenslücke zu den Wirkungspotenzialen von elektrischen Lastenrädern in der urbanen Logistik zu schließen. Hierbei zieht die Studie klare Vergleiche zwischen reinen Verbrenner-Flotten, reinen E-Van-Flotten und gemischten E-Flotten.

“Logistikdienstleister sind mit vielen Herausforderungen gleichzeitig konfrontiert: steigende Paketmengen, strengere Regularien und die Notwendigkeit, in einem margenschwachen Geschäft Kosten zu senken”, sagt Jennifer Dungs, Global Head of Mobility bei EIT InnoEnergy. “Die Studie zeigt, dass E-Lastenräder nicht nur eine nachhaltige Lösung sind, um diese Herausforderungen zu bewältigen, sondern auch eine wettbewerbsfähige und profitable Option für große Logistikunternehmen – schon heute und erst recht bis 2030.”

Die Ergebnisse verdeutlichen, dass der Einsatz von E-Lastenrädern die Gesamtkosten pro Paket im Vergleich zu E-Vans senkt, und zwar unabhängig vom Flottenmix und Stadttypus. Im Referenzfall der Studie, der von einer Lieferflotte bestehend aus 60 % E-Lastenrädern und 40 % E-Vans in einer großen und dicht besiedelten Stadt ausgeht, liegen die Gesamtkosten pro Paket im Jahr 2023 um 0,05 € niedriger als bei einer reinen E-Van-Flotte (1,36 € statt 1,41 €). Bis 2030 würde sich diese Differenz pro Paket auf 0,20 € pro Paket erhöhen. Für ein großes Logistikunternehmen entspräche das bei jährlich zwei Milliarden zugestellten Paketen im vergangenen Jahr einer Einsparung von etwa 95 Mio. Euro. Im Jahr 2030 wären es schon ca. 390 Mio. Euro.

In einem optimierten Szenario (80 % E-Lastenräder und 20 % E-Vans in einer mittelgroßen Stadt) wären die Einsparungen sogar noch größer: 0,08 € bzw. 5,3 % geringere Kosten pro Paket hätten sich im Jahr 2023 für einen großen Logistikdienstleister zu einer jährlichen Gesamteinsparung von rund 156 Mio. € summiert. Diese Kostendifferenz pro Paket würde sich bis 2030 auf 0,28 € bzw. 17,0 % erhöhen. Das entspricht einer jährlichen Kostenersparnis von rund 554 Mio. €.

Einsparung trotz neuer Kostenfaktoren

Hervorzuheben ist, dass diese Gesamteinsparungen trotz neuer Kostenfaktoren erzielt werden, die durch den Einsatz elektrischer Mischflotten entstehen. In erster Linie sind dies Mehrkosten durch zusätzliches Personal für die Paketsortierung in Mikro-Fulfillment-Zentren und durch mehr Lieferfahrer. Neben den genannten finanziellen Effekten wären auch die Auswirkungen auf die Lebensqualität in Städten enorm. So könnten die CO2-Emissionen für die Logistik der letzten Meile in den 100 größten europäischen Städten um bis zu 80 % gesenkt werden. Durch den Wegfall von rund 120.000 (E-)Vans würden zudem neue Nutzflächen geschaffen und Staus vermieden. Außerdem zeigt die Studie, dass gemischte Flotten die lokalen Stromnetze entlasten und den Energieverbrauch pro Stadt senkt. Diese Senkung entspräche dem Energieverbrauch von bis zu 850 durchschnittlichen Haushalten.

Jennifer Dungs fügt hinzu: “Städte und Logistikanbieter sollten ein großes beidseitiges Interesse daran haben, die Potenziale gemischter E-Lieferflotten voll auszuschöpfen, beispielsweise im Rahmen von öffentlich-privaten Partnerschaften. Diese Studie soll den Entscheidungsträgern in Europa dabei eine wichtige Orientierungshilfe zu einer effizienteren und nachhaltigeren Gestaltung der Logistik der letzten Meile geben.”

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19.06.2024   |  

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