Johanna Henrich. Foto: Porsche AG

eMove360° Women in Tech: Im Gespräch mit Dr. Johanna Henrich von Porsche

In der Serie “eMove360° Women in Tech” stellen wir inspirierende Frauen vor, die in der Automobilbranche Fuß gefasst haben. Neben Clotilde Delbros, CEO Mobilize, Fredika Klaén, Head of Sustainability bei Polestar, Marta Almuni, Strategy bei AUDI und Nataliya Shvaykovska, Director Digital Transformation Europe bei Aiways, steht in der aktuellen Ausgabe des eMove360° Magazins Dr. Johanna Henrich im Mittelpunkt.  Sabine Metzger sprach mit ihr darüber, welche Bedeutung das ESG-Management in der Nachhaltigkeitsstrategie von Porsche hat. ESG steht für Environment, Social and Governance (Umwelt, Soziales und Unternehmensführung).

Frau Dr. Henrich, Sie arbeiten als ESG-Managerin bei Porsche. Was motiviert Sie, Nachhaltigkeitsthemen im Unternehmen voranzutreiben?

Dr. Johanna Henrich: Nachhaltigkeit interessiert mich schon immer, nicht nur beruflich, sondern auch privat. Ich habe mein ganzes Berufsleben bisher damit verbracht und zum Thema Umwelt- und Nachhaltigkeitsethik, insbesondere den Folgen des Klimawandels, promoviert. Der Klimawandel ist eine existenzielle Bedrohung. Für viele Menschen meiner und jüngerer Generationen ist Nachhaltigkeit unglaublich wichtig – und entscheidend dafür, dass wir in Zukunft unseren Lebensstandard halten können. Ich möchte meinen Beitrag für eine lebenswerte Welt leisten. Die Wirtschaft hat eine immense Auswirkung darauf, wie Gesellschaften funktionieren. Deswegen sehe ich unsere Möglichkeiten im ESG-Management als besonders groß an. Das motiviert mich.

Welche Verantwortung übernimmt das ESG-Management?

Henrich: In der Strategie 2030 von Porsche ist das Themenfeld „Steuerung und Transparenz“ eines von sechs Handlungsfeldern der Nachhaltigkeit. Darin enthalten ist insbesondere das ESG- Management. Also die Steuerung und das Monitoring von Nachhaltigkeitsbeiträgen, die insbesondere für den Kapitalmarkt und Investoren von hoher Bedeutung sind. Damit gehen viele Themenkomplexe einher, die wir im Unternehmen nur gemeinschaftlich umsetzen können. Unser Team setzt sich dafür ein, Nachhaltigkeit bei Porsche voranzutreiben und hohe Standards zu setzen und einzuhalten. Zum anderen besteht unsere Aufgabe darin, dafür zu sorgen, dass die nachhaltigen Prozesse im Unternehmen als solche anerkannt werden und unser nachhaltiges Handeln entsprechend bewertet wird. Dabei geht es darum, bestimmte Indikatoren zu erfüllen und Informationen transparent offenzulegen. Denn erst diese versetzen die Analysten der großen Ratingagenturen in die Lage, uns zu bewerten. Und gute Bewertungen von Ratingagenturen sind für Porsche sehr wichtig.

Sie spannen also die Brücke zwischen Kapitalmarkt und Unternehmen.

Henrich: Genau. Meine Aufgaben umfassen sowohl umweltbezogene als auch gesellschaftliche Themen sowie solche der verantwortungsvollen Unternehmensführung. Es kommt dabei im Kern auf die Umsetzung der externen Anfragen aus dem Kapitalmarkt, der Implementierung von Nachhaltigkeitsstandards und der Optimierung unserer Überprüfungsmethoden an.

Im ESG-Management holen wir Informationen darüber ein, was heute schon passiert, und definieren Ziele, die morgen umgesetzt werden sollen. Dafür bin ich im ständigen Austausch mit vielen Fachbereichen, zum Beispiel der Umwelt- und Energieabteilung oder dem Personalmanagement. Ein Mensch oder eine Fachabteilung kann die vielfältigen Anforderungen allein gar nicht erfüllen. Nur gemeinsam gelingt es uns, Maßstäbe in das Unternehmen hereinzutragen und ein Bewusstsein zu schaffen. Bei Porsche wollen wir die externen Kriterien nicht nur einhalten, weil wir es müssen. Sondern weil die Umsetzung der Standards die Zukunftsfähigkeit von Porsche absichert. Mein Arbeitsfeld ist also sehr breit und beinhaltet viele Bausteine.

Inwieweit wird Porsche den Nachhaltigkeitsstandards bereits heute gerecht?

Henrich: Wir erzielen bereits sehr gute Ergebnisse, die wir in Zukunft weiter ausbauen wollen. Wir möchten uns als nachhaltiges und zukunftsfähiges Unternehmen präsentieren. Darum sorgen wir im ESG-Management dafür, dass wir den Nachhaltigkeitsstandards gerecht werden. Den Grad unseres nachhaltigen Handelns bewerten externe Ratingagenturen, die anhand ganz unterschiedlicher Methoden unsere Leistung widerspiegeln.

Das erzielte Ergebnis ordnet uns auch im Wettbewerb ein. Beim ISS ESG-Rating hat Porsche zum Beispiel im Oktober 2021 die Bewertung B- erzielt. Das ist sogar eine Stufe oberhalb des sogenannten „Prime-Levels“, ab dem die Ratingagentur ein Unternehmen als nachhaltiges Investment ausweist. Das motiviert mich, weiter an unseren Zielen zu arbeiten.

Vor welchen Herausforderungen steht Porsche in Zukunft?

Henrich: Die gesamte Automobilbranche hat noch viel vor sich, und das spiegeln uns auch die Anforderungen der Analysten. Auch für Porsche als Unternehmen werden die Herausforderungen groß sein. Wir werden in Situationen kommen, in denen Ratings nicht das entscheidende sind, sondern die direkte und schnelle Verfügbarkeit der Daten – vordergründig für Banken oder große Investoren. Die Entwicklung wird mit Sicherheit dahin gehen, dass der Austausch zwischen Unternehmen und externen Akteuren in diesem Feld viel flexibler, schlagkräftiger und transparenter wird. Deswegen müssen wir aufmerksam bleiben und auf aktuelle Entwicklungen flexibel reagieren. Wir werden merken, wie stark die Dynamik der Anforderungen und der Grenzen ist, mit denen wir konfrontiert sein werden. Wir müssen in vielen Themenfeldern mit Anspannungen rechnen, wenn wir uns sicher aufstellen wollen.

Es wird in Zukunft verstärkt darauf ankommen, nicht nur noch nachhaltiger zu handeln, sondern das auch noch transparenter zu belegen. Dafür haben wir in der Vergangenheit unsere Berichterstattung sukzessive optimiert. Porsche will die Anforderungen und die Erwartungen, die an uns gestellt werden, bestmöglich umsetzen. Das bedeutet, dass wir das Wissen der richtigen Personen an den richtigen Stellen einbringen müssen, die dann die richtigen Hebel bedienen. Ich glaube, Porsche ist auf einem sehr guten Weg. Mit der Schlagkraft und der Agilität, die das Unternehmen hat, sind wir für die kommenden Herausforderungen gut aufgestellt.

Für die Zukunft wünschen Sie sich …

Henrich: … dass wir es schaffen, die Auswirkungen des Klimawandels zu begrenzen. Ich wünsche mir, dass alle Akteure auf dem Weg in eine nachhaltige Zukunft Hand in Hand gehen. Wir müssen alle an einem Strang ziehen. Wenn wir das schaffen, dann haben wir wahnsinnig viel gewonnen. Ich glaube, dass wir an dieser Stelle mit dem ESG-Management, das Brücken spannt und Dialoge eröffnet, einen sehr wichtigen und wertvollen Beitrag leisten können.

Vielen Dank für das Gespräch.

[DISPLAY_ULTIMATE_SOCIAL_ICONS]
11.01.2024   |  

Das könnte Sie auch interessieren