ENGLISCH: From scrap tyres to door handles – Mercedes-Benz takes firm grip of circularity.

MATERIALICA Design + Technology Award 2022: Best of Award in der Kategorie Material geht an Mercedes Benz/BASF/Witte Automotive/Pyrum Innovations

Im Rahmen der eMove360° Europe 2022, 6. Internationale Fachmesse für Mobility 4.0 elektrisch-vernetzt-autonom (5. bis 7. Oktober), wurden am Abend des 5. Oktober die Gewinner des 20. MATERIALICA Design + Technology Award bekanntgegeben. Die Expertenjury hatte die innovativsten und nachhaltigsten Produkte und Projekte zu den Finalisten dieses renommierten Preises ausgewählt. Er ist als einziger weltweit an der Schnittstelle aus Design, Technologie und Materialien positioniert. Die Kategorie-Gewinner wurden im Konferenzraum 1 der Halle Hub 27 auf der Messe Berlin feierlich geehrt und beim anschließenden Get-together bei kühlem Bier und Snacks gebührend gefeiert. Der Best of Award in der Kategorie Material geht an Mercedes Benz/BASF SE/Witte Automotive GmbH/Pyrum Innovations AG. Warum? Das lesen Sie hier.

Vom Altreifen zum Türgriff: So schließt sich der Wertstoffkreislauf 

Der Wertstoffkreislauf ist eine wichtige Maßnahme, um Ressourcen zu schonen. Daher werden künftig in der Mercedes-Benz Wertschöpfungskette alte Reifen durch chemisches Recycling zu neuen Kunststoffteilen. Der Kunststoff wird dabei aus der Kombination von Pyrolyse-Öl und Biomethan aus Landwirtschaftsabfällen gewonnen. Das Öl entsteht aus recycelten Altreifen und ersetzt fossile Rohstoffe. 

Bei der Nachhaltigkeit unserer Fahrzeuge betrachten wir auch die Materialien, die in unseren Autos zum Einsatz kommen. Wie können wir Ressourcen schonen? Wo lassen sich fossile Rohstoffe durch Sekundärmaterialien ersetzen? 

Nachhaltige Wiederverwertung heißt nach unserem Verständnis, einen ausgedienten Gegenstand in seine Ursprungs-Rohstoffe zu zerlegen und so wiederzubeleben, dass daraus neue, hochwertige Produkte entstehen.  

Wie wird beispielsweise aus einem ausgedienten Autoreifen ein hochwertiges Kunststoffteil, das sich in einer Luxus-Limousine einsetzen lässt? Die Grundlage dafür ist ein innovatives Verfahren namens „Chemisches Recycling“, für das wir intensiv mit unterschiedlichen Partnern entlang der Wertschöpfungskette zusammenarbeiten. Jeder Partner bringt dabei sein spezifisches Know-How ein: Angefangen bei der Rückführung ausgedienter Autoreifen, über die Altreifen-Pyrolyse bei Pyrum, der Kunststoffherstellung bei BASF und der Grifffertigung bei WITTE Automotive bis hin zur Montage bei Mercedes-Benz.  

Bei der Pyrolysetechnologie-Firma Pyrum wird aus ausrangierten Altreifen zunächst ein Pyrolyse-Öl erzeugt. Dafür wollen wir künftig mehrere 100 Tonnen Altreifen aus Mercedes-Benz Fahrzeugen bereitstellen. Die Reifen werden bei dem Partner zerkleinert und zu einer Korngröße von bis zu 8 Millimetern geschreddert. Das entstandene Granulat wird bei hohen Temperaturen und unter Ausschluss von Sauerstoff thermisch zerlegt. Dabei entstehen Gase. Kühlt man die ab, kondensieren sie zu Pyrolyse-Öl. Dieses kombiniert BASF im nächsten Schritt mit Biomethan aus Landwirtschaftsabfällen. Die Kombination dieser beiden Rohstoffe bilden das Ausgangsmaterial für einen vollkommen neuen Kunststoff, der nach dem so genannten Massenbilanzverfahren zertifiziert ist: Eine unabhängige Zertifizierung bestätigt, dass der Partner die für das Endprodukt benötigten Mengen an fossilen Ressourcen durch nachwachsende Rohstoffe und Pyrolyse-Öl aus recycelten Altreifen ersetzt hat.  

Die Kombination von Pyrolyse-Öl aus Altreifen und Biomethan kommt im Rahmen der Zusammenarbeit von Mercedes-Benz und BASF erstmals zum Einsatz. Der entstandene Kunststoff hat erstmals die gleichen Eigenschaften wie Neukunststoff, der aus fossilen Rohstoffen hergestellt wird – und eignet sich daher bestens für den Einsatz in Fahrzeugbauteilen.  

Der Vorteil dieses Verfahrens liegt darin, dass wir unsere Produktionsleistung steigern können, ohne ursprüngliche Rohstoffe zu belasten. Wir schonen nicht nur fossile Ressourcen, wir schmälern auch den CO2-Fußabdruck des Kunststoffs. Ohne auf Qualität zu verzichten oder Einschränkungen hinzunehmen ist der chemisch recycelte Kunststoff chemisch identisch zu seiner fossilen Variante. Der Türgriff kann in der Serienproduktion bei WITTE Automotive als Drop-In Solution ohne erneute Bemusterung eingesetzt werden. Der recycelte Kunststoff lässt sich genauso gut lackieren wie Material, das aus primären Rohstoffen hergestellt wurde. In Puncto Crash-Sicherheit steht er Primär-Kunststoff zudem in nichts nach. Der Mercedes-EQE und die Mercedes-Benz S-Klasse erhalten noch in diesem Jahr als erste Serienmodelle Bügeltürgriffe aus diesem Material. 

Derzeit wird mit den Partnern sondiert, wo Bauteile aus herkömmlichen fossilen Rohstoffen durch Bauteile aus dem neuem, innovativen Kunststoff im Sinne einer nachhaltigen Kreislaufwirtschaft ersetzt werden können.  

Ergänzung statt Ersatz 

Chemisches Recycling wendet Mercedes-Benz in Fällen an, in denen mechanisch erzeugte Rezyklate aus technischer Sicht entweder gar nicht oder nur bedingt eingesetzt werden können. Das chemische Recycling soll mechanisches Recycling nicht ersetzen, sondern sinnvoll ergänzen. Beispielsweise bei Crash- oder sicherheitsrelevanten Bauteilen, die keine Verunreinigung oder Abweichungen in ihren Materialeigenschaften tolerieren. Mit dem neuen Verfahren können solche Bauteile künftig auch mit Sekundärrohstoffen hergestellt werden. 

www.mercedes-benz.com|www.basf.com|www.witte-automotive.com|www.pyrum.net

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07.10.2022   |  

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