Polestar 2 am Falkensteiner Schlosshotel Velden am Wörthersee. Foto: Sabine Metzger

eMove360° Fahrbericht Polestar 2 (2024): Dezentes Design- trifft auf starkes Technik-Update

Auf den ersten Blick ist kaum ein Unterschied zum Premieren-Modell aus dem Jahr 2020, doch schaut man unter die Haube, sieht es anders aus: Die aktualisierte Version des Polestar 2 erhielt neue Motoren und Akkus. Für das akteulle eMove360° Magazin (kostenlos downloaden) durften wir die reichweitenstärkste Variante der 4,61 Meter langen Elektrofließhecklimousine testen: den Polestar 2 Long Range Single Motor mit angesagten 655 Kilometer Reichweite. Hier unsere Eindrücke vom chinesischen Schweden als Reisebegleiter an den Wörthersee in Kärnten.

Von Sabine Metzger

Chinesisch-schwedischer Leitstern. „Als Leitstern wollen wir den Wandel der Autoindustrie bewusst vorantreiben“, erklärte der damalige Polestar-Deutschland-Chef Alexander Lutz 2020 im eMove360°-Interview auf die Frage, warum der Name Polestar. Anlass des Interviews war der Start des Polestar 2 als erstes Volumenmodell der Marke. Lutz erklärte damals auch wie sehr die junge elektrische Perfomance Marke der Volvo Group und der Zhejiang Geely Holding von technischen und technologischen Synergien in Verbindung mit Volvo Cars profitiere. Vier Jahre später ist der Kurs von Polestar weiter auf Wachstum getrimmt, der Absatz von Fahrzeugen weltweit soll insgesamt verzehnfacht werden. Dazu beitragen sollen neue Modelle, die in den Startlöchern stehen wie der E-SUV Polestar 3, die E-Coupés Polestar 4 und Polestar 5. Und natürlich unser Protagonist – das Polestar 2-Update 2024.

Dezentes Design-Facelift. Als Fan klaren, skandinavischen Designs oute ich mich gerne als Polestar-Anhängerin der ersten Stunde. Und freue mich, dass die Volvo-Designer das Facelift dezent gehalten haben und dem minimalistischen, puren Designansatz made in Sweden treu geblieben sind. Trotz des im Fahrzeugboden untergebrachten Akkupakets bleibt der Polestar 1,48 Meter flach und damit eine klassische Fließheck-Limousine – den Konkurrenten zum Trotz, die mit ihren SUV ständig weiter in die Höhe streben. Innen wie außen: herrlich skandinavischer Schick.

Einfache Bedienung. Neben dem Design begeistert mich, wie schnell ich mit der Bedienung des Polestar 2 zurechtkomme. Es soll losgehen. Startknopf? Gibt es nicht. Polestar beschränkt sich auf das Wesentliche: Kein Firlefanz. Einfach das Bremspedal drücken und schon bekommt der Polestar Leben eingehaucht. Wahlknauf auf D oder R und die elektrische Fließhecklimousine gleitet auf leisen Sohlen die Straße entlang. Minimalistisch eben!

Hey Google: Sehr angenehm ist auch die Google-Earth-Darstellung der Navigations-Karte auf dem 11,2 Zoll großen Center Display mit Touch-Technologie und die alles verstehende „Hey-Google-Sprachbedienung“: Ich sage “Wie geht es zur nächsten Ladestation”, und schwuppdiwupp ist die Navigation eingestellt. Oder: “Navigiere nach Velden am Wörthersee”, und sofort errechnet das System eine Ladestrategie mit einem Stopp an Schnellladern. Wie gesagt, die Bedienung des Polestar 2 ist besonders einfach. Ein Knopfdruck links am Lenkrad, und das aktuelle Tempo wird gehalten. Ein Fingertipp auf den rechten Button, und sofort wird der Stromverbrauch angezeigt.

Feine Software und Prime-Video: Man merkt, dass die Zusammenarbeit zwischen Polestar und Google etabliert ist. Immerhin war der Polestar 2 2019 das erste Fahrzeug auf dem Markt, das mit Googles Android Automotive OS und den integrierten Google-Funktionen ausgestattet wurde. Jetzt leistet der aktualisierte Polestar 2 mit der Einführung von Prime Video weiterhin Pionierarbeit für ein intuitives Infotainment-Erlebnis. Außerdem haben Polestar und seine Zulieferer seit der Markteinführung kontinuierlich nützliche Apps für das Fahrzeug veröffentlicht, darunter Waze, EasyPark, A Better Routeplanner, AccuWeather, Range Assistant, Journey Log und die Performance App für Dual Motor Fahrzeuge.

Aufladen. Mehr Power beim Schnellladen. Mit jetzt bis zu 205 kW Ladeleistung am Hypercharger ist der Polestar 2 schnell wieder voll. Der Ladevorgang von 10 auf 80 Prozent dauert unter optimalen Bedingungen 28 Minuten und damit 10 Minuten weniger als bisher. Das entspricht einer durchschnittlichen Ladeleistung von 136,7 kW.

Reichweitenstark. Denn mit der nutzbaren Batteriekapazität von 79 kWh (brutto 82) in der Long Range-Version können laut Norm maximal 655 Kilometer Reichweite geschafft werden. Wie im ADAC Ecotest zu lesen ist, kommt der aktualisierte Polestar 2 auf einen Stromverbrauch von 17,5 kWh/100 km (inkl. Ladeverluste) und schafft damit rund 530 Kilometer am Stück – immer noch ein sehr sehr guter Wert. Unsere Strecke von München nach Velden am Wörthersee ist problemlos mit Restladung ohne Ladestopp möglich. Wir docken mit knapp 40 Prozent Ladung im Falkensteiner Schlosshotel in Velden (siehe eMove360° Reisetipp) an.

Antriebsstark: Die 4,61 Meter lange Elektro-Limousine erhielt neue Motoren und Akkus. Die Single-Motor-Variante wechselte von Front- auf Heckantrieb und der Allradler hat vorne einen Induktionsmotor (ASM) bekommen. Bei dem 220 kW starken Heckantrieb bei unserem Testfahrzeug dauert der Sprint auf 100 km/h 6,2 Sekunden. Wir haben es nicht ausgemessen, aber es fühlt sich sehr gut an. Nicht nur die Beschleunigungswerte fallen besser aus (bisher 7,4 s für 0 auf 100 km/h) als beim Vorgänger, auch die Höchstgeschwindigkeit wurde von 160 auf 205 km/h angehoben. Souverän und sicher liegt der Polestar 2 auf der Straße und lässt sich so gut wie nie aus der Ruhe bringen. Souverän gleiten wir über die A8 nach Salzburg weiter auf die A10 Tauernautobahn nach Villach und schließlich Velden am Wörthersee.

Rekuperationsstark. Der Polestar 2 fährt standardmäßig im One-Pedal-Drive-Modus. Der Kriechgang ist abgeschaltet. Herrlich. Ich genieße die Art des Fahrens mit nur einem Pedal, länger auf dem Gas zu bleiben, das Auto ausrollen zu lassen und dabei Energie zurückzugewinnen.

Zuladen. Die große Heckklappe öffnet einen 405 bis maximal 1000 Liter (bei umgeklappter Rücksitzbank) fassenden Kofferraum. Unser Gepäck bestehend aus je zwei Koffern, Wanderrucksäcken und Tennisbags nimmt der Kofferraum jedenfalls problemlos auf. Die schräge Heckklappe erlaubt keine allzu kastigen Zuladungen, aber wer transportiert schon täglich Kühlschränke, Waschmaschinen & Co. Ein „Geheimfach“ unter dem Kofferraumboden zaubert weitere 45 Liter Stauraum, der ideal für kleinere Gegenstände ist. In der Wagenfront befindet sich noch ein 45-Liter-Zauberfach zum Verstauen der Ladekabel.

Nachhaltig. Seit Auslieferungsbeginn des Polestar 2 im Jahr 2020 wurde sein CO2-Fußabdruck von der Produktion bis zur Auslieferung kontinuierlich reduziert. Das Ergebnis ist eine CO2e-Einsparung von insgesamt 12 Prozent beziehungsweise drei Tonnen in drei Jahren. Dank u.a. der Verwendung veganer Stoffe, kohlenstoffarmen Aluminiums in Rädern und Batterieträgern sowie einer verbesserten Batteriechemie. Außerdem erfolgte die Umstellung auf Strom aus erneuerbaren Energien im chinesischen Werk.

Preise. Ein richtiges Schnäppchen ist der Polestar 2 Long Range Single Motor mit 655 km WLTP-Reichweite nicht. Kostenpunkt: ab 54.475 Euro.

FAZIT. Die aktualisierte Version des Polestar 2 ist effizienter und leistungsstärker als das Vorgängermodell. Die Single-Motor-Variante wechselte von Front- auf Heckantrieb, was noch mehr Fahrspaß bedeutet. Ein absolut langstreckentaugliche Reisebegleiter mit sportlichen Fahreigenschaften, einfacher Bedienung sowie einer (fast) alles verstehenden Sprachassistenz. UND: Wie immer bei schwedischen Autos, überzeugt mich vor allem auch das minimalistische Design…

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18.06.2024   |  

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